Kreuz und quer über Land und Meer gingen die Fahrten oder auch Fußwanderungen, von denen die Wiener poetischen Spracherneuerer der Fünfziger und Sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts erzählen. Dafür brauchten sie sich gar nicht vom Schreibtisch wegzubewegen, die Fortbewegung erfolgte oft nur im eigenen Kopf, durch die grenzenlosen Freiräume der Phantasie. Ausgangspunkt, Wegestationen und Ziel dieser Reisen war aber immer die kritisch besichtigte, von innen und außen beleuchtete und in Schriftform wie Dialekt neu konstellierte und experimentell umgestaltete Sprache. Der Vortrag folgt H.C. Artmann durchs Liebhartstal, auf den Hernalser Kalvarienberg oder zum Zentralfriedhof, beobachtet Gerhard Rühm beim Stiegensteigen und weiter hinauf bis zum Mond, begleitet Friedrich Achleitner beim Auf und Nieder bis über den Berg hinüber. Mit Ernst Jandl gehen die Fahrten nach Puchberg, Rohrmoos oder zum Neusiedlersee, aber auch nach Bayern und zu den Niagarafällen, schließlich durch die ganze Lebensreise, mit Gerhard Bronner werden die Kosten des Reisens kalkuliert und mit Georg Kreisler kann man dem Weg einer Wanderniere zuschauen.
Hans-Jürgen Schrader ist 1943 geboren, hat in Saarbrücken, Wien und Göttingen Deutsch, Geschichte und Philosophie studiert, wurde damals mit den Dichtern der Wiener Schule auch persönlich bekannt. Geforscht und unterrichtet hat er seit 1970 an der Universität Göttingen, seit 1988 als Ordinarius an der Université de Genève. Dort ist er seit der Emeritierung 2008 „professeur honoraire“. Ehrenpräsident der Société genevoise d’études allemandes und langjährig Kulturberater im Österreicherverein, österr. Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. Publikationen mit Bezug zu Österreich u.a. über Grillparzer, Nestroy, Roth, Celan, Rezzori und zur österreichischen Gegenwartsliteratur.
Donnerstag, 14. November 2024, 19.00 Uhr (pünktlich)
Université de Genève, Bâtiment des Philosophes (Ancienne Ecole de Chimie)
22, boulevard des Philosophes, 2. Etage, Raum 211 (Kleines Auditorium)
Bus 1: Philosophes oder Lombard oder (etwas weiter) Busse 3, 5, 7, 20:
Athénée oder Claparède, Trams 12, 15, 17, 18: Plainpalais
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